Firewatch im Test: Allein in der Wildnis

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Wenn ihr schon immer wissen wolltet, wie es sich anfühlt, allein in der Wildnis von Amerika zu leben, dann werft einen Blick auf das kleine, nachdenkliche Spiel Firewatch aus dem Jahr 2016.

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Foto: Campo Santo

Mit Firewatch legt das US-amerikanische Studio Campo Santo ein Spiel vor, das euch in die Weiten des Yellowstone-Nationalparks entführt. Dort werdet ihr mit einem Schicksal konfrontiert, das euch einsam und nachdenklich zurücklässt. Und gleichzeitig müsst ihr lernen, mit eurer eigenen, tragischen Lebensrealität zurechtzukommen. Das Spiel erzählt in leisen und stimmungsvollen Tönen vom Menschsein in einer feindlichen, aber trotzdem wunderschönen Welt.

In unserem Test erfahrt ihr, was Firewatch ausmacht und für wen es geeignet ist. Denn wenn ihr euch auf die Reise einlasst, dann habt ihr hier ein einzigartiges Kleinod vor euch, das euch lange in Erinnerung bleiben wird.

Inhalt

Der Einstieg

Bevor euch Firewatch auf die Reise in die Weiten des Yellowstone-Nationalparks schickt, erzählt es euch eure bisherige Lebensgeschichte in Form eines schlichten Dialogs. Dabei könnt ihr von Zeit zu Zeit interagieren, indem ihr Antworten auf Fragen gebt, die eure Vergangenheit mitbestimmen. Mir hat der Einstieg im Test richtig gut gefallen, denn die Geschichte voller tiefer Gefühle hat mich direkt in ihren Bann gezogen.

Sobald klar ist, warum ihr eine Zeit lang für euch selbst sein wollt und warum ihr euch auf die Reise in den Yellowstone-Nationalpark begebt, um dort einen Job als Feuerwächter anzutreten, setzt euch das Spiel auf einem Parkplatz am Waldrand aus. Von da an seid ihr auf euch allein gestellt und das Spielgeschehen wechselt in die First-Person-Perspektive.

In Firewatch übernehmt ihr also einen Posten auf einem Wachturm, der auf einem einsamen Hügel im Nationalpark steht. Von dort aus könnt ihr die Weite der Landschaft überblicken. Eure Aufgabe besteht darin, potenzielle Waldbrände zu entdecken und diese an die Aufsicht zu melden, sodass ein Löschtrupp entsendet werden kann.

Um das Aufspüren oder gar Löschen von Feuern geht es in Firewatch aber zu null Prozent. Vielmehr macht ihr gemeinsam mit der Wächterin des nächstgelegenen (aber dennoch einige Meilen entfernten) Wachturms gewisse Beobachtungen, die es aufzuklären gilt. Und langsam, aber zielsicher entfaltet sich eine spannende Geschichte.

Das Spielprinzip

Mit eurer Firewatch-Kollegin seid ihr per Funk verbunden. Sie erklärt euch eure Aufgaben und führt euch durch die Wildnis. Mit jeweils ein paar Gesprächsoptionen könnt ihr antworten und so die Dialoge gestalten. Die durch diese Gespräche erzeugte Stimmung, unterstützt durch die wunderschön gestaltete Landschaft und eure eigene Einsamkeit ist das allerbeste an Firewatch. Während ich Firewatch teste, denke ich immer wieder, dass es wirklich gut gelungen ist, wie ich – angeleitet von meiner Kollegin – durch die Täler, durch die Wälder und über die Berge des Nationalparks streife.

Screenshot von Firewatch, der eine Landschaft mit Wald und Bergen zeigt.

Foto: Campo Santo

Ich werde zu einem See, zu einem Höhlensystem und Lichtungen geführt, muss dort kleine Aufgaben erledigen und lausche den Stimmen. Die Dialoge sind vollständig vertont, das (englische) Voice-Acting ist sehr gelungen.

Ich kann ein paar Gegenstände sammeln und mir aus den Dingen, die mir begegnen, Geschichten rund um die Handlung von Firewatch zusammensetzen. Die Rolle meiner Kollegin bleibt dabei zunächst undurchsichtig. Die Frage, wer sie ist und was sie motiviert, ist eines der interessantesten Spielelemente von Firewatch.

Die Handlung

Über die Handlung wollen wir hier nicht allzu viel schreiben, denn das ist der Kern von Firewatch – herauszufinden, was es mit meiner Wächter-Kollegin auf sich hat und was mit den beiden jungen Frauen passiert ist, die am Ufer eines Sees gecampt haben. Und wer hat meine Sachen in meinem einsamen Wachturm durchsucht?

Recht früh im Spiel wird die Spannung schon so stark, dass ich ein einziges Mal sogar entscheide, nicht weiterzuspielen, weil ich wirklich, wirklich nicht sehen will, was am Strand passiert ist.

Durch kleine Kniffe und wenige, schockierende Entdeckungen gelingt es Firewatch im Test, einen Spannungsbogen über die ganze Spielzeit aufzubauen, der dem Ganzen eine Sinnhaftigkeit gibt und das Spiel zu einem existenziellen Erlebnis werden lässt. Firewatch bleibt in seinem Ton vom Anfang bis zum Ende ein sehr erwachsenes Erlebnis. Es schöpft seine ganze Kraft aus seiner präzisen Erzählung, die von der toll gestalteten Spielwelt getragen wird.

So schlägt sich das Spiel im Test

Firewatch ist ein richtig gutes Erlebnis, daran besteht kein Zweifel. Dabei ist es aber eben mehr ein Erlebnis als ein Spiel. Campo Santo landet mit der tollen Atmosphäre, den durchdachten Dialogen und nicht zuletzt mit der perfekt inszenierten Spielwelt einen echten Volltreffer.

Offizieller Trailer von Firewatch

Dennoch sind die Abschnitte des Spiels, in denen nichts oder zumindest sehr wenig passiert, recht lang und zahlreich. Keine Frage, wenn ihr Lust darauf habt, euch treiben zu lassen, euch der Stimmung hinzugeben und den Trip ganz einfach zu genießen, dann ist Firewatch eine tolle Erfahrung. Wenn ihr aber spielen wollt und eine gewisse Spielmechanik sucht, dann werdet ihr mit Firewatch vermutlich nicht so ganz glücklich, weil eine Mechanik im eigentlichen Sinne gibt es nicht so richtig.

Die Steuerung aus First-Person-Perspektive läuft recht gut von der Hand, die Orientierung im Nationalpark klappt wunderbar. Auch die häufige Handhabung des Funkgeräts ist mit ein wenig Übung souverän zu meistern. Doch insgesamt sind die Interaktionsmöglichkeiten mit Gegenständen und mit der Welt recht spärlich. Und gelegentlich ertappe ich mich dabei, wie ich keine Lust mehr habe, von A nach B zu laufen.

Test-Fazit zu Firewatch

Unter dem Strich zeigt sich Firewatch im Test als ein sehr gut gelungenes Story-Adventure, wenn ihr auf der Suche nach genau so etwas seid. Wenn ihr euch auf die Geschichte, die Ruhe und die dichte Stimmung des Spiels einlassen könnt, dann habt ihr hier eine ganz klare Empfehlung von uns. Die Spielwelt des Yellowstone-Nationalparks ist toll umgesetzt, Voice-Acting und Dialoge sind auf richtig hohem Niveau und der Spannungsbogen kunstvoll gezogen.

Test-Wertung

Getestetes Spiel:Firewatch
Zusammenfassung:Firewatch ist ein ruhiges Story-Adventure mit dichter Atmosphäre und nachdenklichem Ton in einer unglaublich schönen Spielwelt.
Autor:Simon Rucker
Bewertung:4 (von 5)

Weitere Informationen zu Firewatch

Veröffentlichungsdatum: 09. Februar 2016
Entwickler: Campo Santo aus den USA
Publisher: Panic und Campo Santo, beide aus den USA
Genre: Story-Adventure oder Walking Simulator
Spielzeit: ungefähr 4 Stunden
Link zum Spiel bei Steam