Valve Index vs. Meta Quest 3 – der große Vergleich

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Noch ist der Markt an Hardware für die aktuelle Generation der virtuellen Realität recht überschaubar und somit wird man schnell vor der Frage stehen, ob es besser ist, auf die VR-Brille Meta Quest 3 zu setzen, oder ob man lieber zur knapp fünf Jahre alten Valve Index greifen sollte. Wir haben beide VR-Headsets ausgiebig getestet und können euch eine Einschätzung geben, wann ihr euch für welche der beiden VR-Brillen entscheiden solltet.

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Die Antwort, ob die Quest 3 oder die Index besser ist, lässt sich dabei gar nicht so einfach finden. Und auch, wenn wir uns am Ende recht sicher sind, welches der beiden VR-Headsets in Zukunft häufiger auf unserem Kopf sitzen wird, so heißt das noch lange nicht, dass das andere nur noch am Verstauben sein wird.

Übrigens: Zu einem möglichen Nachfolgermodell der Valve Index gibt es noch keine offiziellen Informationen. Deshalb ist es Stand jetzt auch keine richtige Option für euch, auf eine mögliche Index 2 zu warten. Zumindest, wenn ihr in absehbarer Zeit mit der virtuellen Realität loslegen möchtet

Inhalt

Welches ist das richtige VR-Headset

Zugegeben, wir sind recht spät in die virtuelle Realität eingestiegen. Und zwar vor rund einem Jahr. Die Entscheidung damals fiel nach reichlich Überlegung und Recherche auf die Valve Index und nicht auf die Meta Quest 2, die das Vorgängermodell der aktuellen Quest 3 ist. Sie ist im Jahr 2020 erschienen und damit kaum jünger als die Valve Index aus dem Jahr 2019.

Diese Entscheidung haben wir auch keinen Moment bereut und die Valve Index hat uns über dieses Jahr hinweg viel Freude bereitet. Aber mit dem Erscheinen der Quest 3 im Jahr 2023 und der steten Weiterentwicklung der VR-Technik kam die Frage auf, ob wir mit einem VR-Headset der aktuellen Generation nicht besser fahren würden.

Zum Hintergrund: Wir sind gerne in der virtuellen Realität, aber nicht übertrieben viel. Das heißt, wir sind keine richtigen Enthusiasten, sondern eher gelegentliche Nutzer, die aber von den Möglichkeiten immer wieder fasziniert und begeistert sind. Trotzdem kennen wir nur eine Handvoll an Spielen und Anwendungen und kitzeln auch nicht notwendigerweise die letzten paar Millisekunden in der Latenzoptimierung heraus. Was ihr in unserem Vergleich Valve Index vs. Meta Quest 3 findet, ist eine entsprechende Einschätzung, mit welcher der beiden VR-Brillen wir in welchem Szenario besser zurechtkommen. Wir hoffen, euch damit eine Entscheidung zu erleichtern. Eine Entscheidung, mit der wir mehrere Wochen verbracht haben.

Valve Index vs. Meta Quest 3 – die Vorgeschichte zum Vergleich

Zwar findet man eine ganze Menge von ausführlichen Tests sowohl zur Valve Index als auch zur Meta Quest 3 im Netz. Jedoch sehr wenige Direktvergleiche der beiden VR-Brillen. Und die meisten davon sind auf Englisch. Wir mögen es gar nicht, Hardware zu kaufen und sie dann zurückzugeben oder zu retournieren. Das ist alles viel zu aufwändig und zu frustrierend für alle Beteiligten.

Deshalb haben wir viel Zeit auf Reddit, mit redaktionellen Tests und zahlreichen YouTube-Videos verbracht und versucht, die vielen Beiträge nach Mehrwert und echter Nutzererfahrung zu durchforsten. Letztendlich kamen wir zu dem Schluss, dass es für uns Sinn macht, der Meta Quest 3 eine Chance zu geben. Um zu sehen, ob sie wirklich ein Upgrade, also eine sinnvolle Verbesserung gegenüber der Valve Index ist. Unsere Meinung dazu findet ihr nun also auf dieser Seite.

Größe und Gewicht

Als ich die Meta Quest 3 beim Händler unseres Vertrauens abhole, wundere ich mich direkt über die erstaunlich geringe Größe des Kartons. Die damals direkt bei Valve bestellte Index kam in einem riesigen Paket, der Karton der VR-Brille belegt noch heute unseren halben Keller. Klar, bei der Valve Index sind neben Controllern und Headset auch noch zwei Basisstationen für das sogenannte Lighthouse-Tracking dabei, aber die Winzigkeit des Quest-Kartons ist trotzdem sehr bemerkenswert. Da ist ein Schuhkarton noch größer.

Das Bild zeigt die Meta Quest 3, die in einem kleinen Paket verpackt war.

Die Meta Quest 3 ist im Vergleich zur Valve Index klein und handlich.

Der Eindruck wird nach dem Auspacken nicht anders: Im Vergleich zur Index ist die Quest 3 ein filigraner und handlicher Gegenstand. Das liegt zum einen an der Bauweise. Die verwendeten Linsen nehmen einfach weniger Platz weg. Zum anderen ist aber auch der gesamte Aufbau deutlich schlichter. Die Index ist wie ein gepanzerter Helm, die Quest 3 erinnert eher an eine Skibrille.

Komfort

Dieses Gefühl bleibt auch beim ersten Aufsetzen der Quest bestehen. Die dünnen Riemen platzieren die VR-Brille auf dem Kopf, das Gewicht ist kaum zu spüren. Anders als die Valve Index fühlt sich die Quest 3 wie ein kleines Accessoire an, das man mit sich herumträgt und das man mal schnell auf- und wieder abzieht.

Dazu trägt auch der Passthrough-Modus bei. Auf Knopfdruck könnt ihr nämlich eure Umgebung auf den Displays sehen. So kann man auch mit der VR-Brille einfach in der Wohnung herumlaufen und muss nicht jeden Einsatz akribisch planen, wie das bei der Index ist.

Meinungen

Das Netz ist voll von Kommentaren, die besagen, dass der mitgelieferte Halteriemen von so schlechter Qualität sei, dass er eigentlich kaum nutzbar ist. Das kann ich nicht bestätigen. Zumindest an meinem Kopf sitzt das Ding ganz in Ordnung und ich mag es sogar, dass die gesamte Halterung nicht so klobig ist.

Dazu sei aber auch gesagt, dass ich keiner bin, der stundenlang am Stück in der virtuellen Realität ist. Aber für alles unter einer Stunde ist der Riemen für mich völlig in Ordnung. Trotzdem ist die Valve Index insgesamt bequemer. Die ganze Konstruktion der älteren Brille wirkt sehr hochwertig und verteilt das Gewicht optimal. Trotzdem muss man manchmal den Halt korrigieren. Aufgrund der Bauweise der Linsen ist der Sweet Spot – also der Bereich, in dem man das Bild der Displays durch die Linsen scharf sieht – bei der Valve Index um Längen kleiner als bei der Quest 3. Und so macht es bei der Quest 3 auch nichts aus, wenn sie ein kleines bisschen verrutscht, das Bild bleibt trotzdem scharf. Nicht so bei der Index.

Unentschieden

In Bereich Komfort herrscht aus unserer Sicht ein Unentschieden zwischen Valve Index und Quest 3. Zwar ist die Index bequemer und stabiler. Dass man den Sitz aber trotzdem immer wieder korrigieren muss, nervt. Falls ihr viele Stunden am Stück in der virtuellen Realität sein wollt, lohnt sich für die Quest 3 ein Elite Strap oder eben doch der Griff zur Index.

Sound-Qualität

Dieser Punkt geht ganz klar an die Valve Index. Sie ist der Meta Quest 3 in Sachen Sound-Qualität haushoch überlegen. Die Lautsprecher der Index sind so gut, dass man eigentlich nie das Bedürfnis hat, sich nach besseren Kopfhörern umzusehen. Die Bässe sind kräftig, der Ton lässt sich gut orten, die maximale Lautstärke ist mehr als ausreichend. Alles in allem lässt die Index hier nichts zu wünschen übrig.

Versteht mich nicht falsch, auch der Sound der Quest 3 ist in Ordnung. Niemand muss schreiend davonlaufen, wenn er die erste Musik aus dem Headset hört. Die Tonqualität ist zweckmäßig und nervt nicht. Aber mehr halt auch nicht. Konkret heißt das für mich, dass ich noch auf der Suche nach einem Upgrade bin. Ich habe schon diverse Over-Ear-Kopfhörer versucht, das passt aber alles nicht so richtig. Denn die Standard-Lautsprecher der Quest sind so platziert, dass keines der Modelle richtig über dem Ohr abschließt. Auch In-Ear-Ohrhörer haben mich nicht überzeugt, denn damit geht das räumliche Gefühl für den Klang verloren.

Wir starten nun in näherer Zukunft noch einen Versuch mit Ohr-Clip-Ohrhörern, eventuell hat das ja den gewünschten Effekt. Denn obwohl der Stadardklang der Quest in Ordnung ist, wollen wir mehr. Denn da hatten wir unsere Valve Index einfach sehr lieb und sehr guter Klang ist uns ziemlich wichtig.

Update: Die Ohr-Clip-Ohrhörer sind eine echte Bereicherung! Sie passen super bequem an die Ohren, auch wenn man die Quest 3 auf dem Kopf hat und verbessern den Sound des Headsets enorm. Wir haben uns für folgendes Modell entschieden, das wir bei Galaxus gekauft haben, da es dort gut verfügbar ist und uns der Shop sowieso gut gefällt:

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Die Kabel lassen sich dabei ordentlich mit soften Kabelbindern am Riemen der Quest 3 entlangführen.

Mit dem verbesserten Sound klingt die Quest 3 sogar etwas besser als die Valve Index. Allerdings hat das gegenüber der Index den Nachteil, dass etwas Kabelgewirr und Gefummel entsteht und dass nochmal weitere Kosten entstehen.

Linsen, Auflösung und Bildwiederholrate: Welche VR-Brille hat die beste Grafik?

Die Antwort auf die Frage, ob die Grafik der Valve Index oder der Meta Quest 3 besser ist, ist einfach: Optisch kann die Index der Quest das Wasser bei Weitem nicht reichen. Egal, wie fest, präzise und stabil man die Index auf seinem Kopf platziert, der Sweet Spot ist winzig. Und alles, was nicht im Zentrum des Blicks ist, wird unscharf. Kein Wunder, die Index verwendet ein deutlich angestaubtes System von sogenannten Fresnel-Linsen.

Auflösung

Gleichzeitig ist die Auflösung – wir wollen nicht lange drumherumreden – viel zu niedrig. Im Grunde kann man einzelne Pixel zählen. In Fachsprache kann man Worte wie Screen Door Effect verwenden, einfach gesagt ist das Bild nicht mehr zeitgemäß. Überall flimmern Kanten, Unschärfen sind zu erkennen, man hat das Gefühl, in einen Tunnel zu schauen. Zwar ist das Sichtfeld bei der Index richtig groß, aber das tröstet über diesen Eindruck nicht hinweg. Positiv zu erwähnen ist hingegen die sehr hohe maximale Bildwiederholrate von 144 Hz. Das ist ein echter Pluspunkt bei schnellen Spielen.

Ganz anders die Meta Quest 3: Der Sweet Spot ist so groß, dass man eigentlich nie korrigieren muss, die Auflösung ist so hoch, dass das gesamte Bild klar und scharf ist, keine Pixel sind zu sehen. Es ist zwar ein bisschen traurig, dass sehr viele Spiele und Apps im Meta-System nicht für die Quest 3 optimiert sind, doch an der bloßen Leistungsfähigkeit der sogenannten Pancake-Linsen ändert das erstmal nichts. Die optische Performance der Quest 3 ist einfach richtig gut.

Ich verstehe es ehrlich gesagt auch nicht, warum Meta nicht wenigstens die Basisumgebungen der Quest 3 in eine moderne Auflösung übersetzt. So ist der Ersteindruck nämlich erst mal enttäuschend und nicht der erhoffte Wow-Effekt. Denn auf den ersten Blick sieht man zwar, dass die Menüs gestochen scharf und nahezu flimmerfrei sind. Wenn man dann aber die Lanschaft udn die ersten Apps anschaut, ist man massiv enttäuscht, wie billig und unscharf alles aussieht.

Enttäuschung über fehlende Optimierung

Auch sehr enttäuschend ist, dass viele Spiele keinen Nutzen aus der nun möglichen Auflösung ziehen. Und wir übertreiben hier nicht, viele Titel sehen wirklich richtig grottig aus. Startet man dann aber zum ersten Mal einen Titel, der für die Quest 3 optimiert wurde dann ist die Freude wieder groß. Zum Beispiel Red Matter 2 sieht richtig genial aus und erreicht fast PCVR-Qualität.

Für eure PC-Titel spielt das alles natürlich keine Rolle, denn da könnt ihr die Grafikqualität ja selbst bestimmen. Und dann sieht das meiste auf der Quest 3 auch richtig gut aus – eben auch viel besser als auf der Valve Index. Aber spielt man nicht optimierte Titel auf der Quest 3, dann ist die Index unter Umständen doch wieder deutlich im Vorteil. Denn lieber haben wir eine niedrigere Auflösung und daran angepasste Grafik als dass wir auf der Quest 3 Titel mit einer viel zu niedrigen Auflösung spielen.

Die Quest 3 schafft übrigens 90 Hz, beziehungsweise 120 Hz im experimentellen Modus. Auch wenn das deutlich weniger ist als bei der Valve Index, fällt es uns eigentlich nicht besonders auf.

Motion Sickness

Zum Thema Motion Sickness nur ein paar kurze Worte. Denn objektiv bewerten lässt es sich nicht, wie stark etwas die berüchtigte VR-Krankheit auslöst. Trotzdem kommt es uns so vor, als wären wir bei der Verwendung der Meta Quest 3 weniger anfällig für Motion Sickness als bei der Verwendung der Valve Index. Meine Vermutung ist, dass die Klarheit des Bildes etwas damit zu tun hat. Jedenfalls fühlen wir uns in der Quest 3 etwas wohler. Und das, obwohl die Bildwiederholrate der Index höher ist, was eigentlich ganz gut gegen Motion Sickness ist.

Das Angebot an Software

Das Angebot an Software ist für die Meta Quest 3 größer als für die Valve Index. Das liegt daran, dass ihr auf der Index eure PCVR-Spiele (Steam-Bibliothek) nutzen könnt und auf der Quest alles aus dem Meta-/Oculus-Shop und eben zusätzlich noch eure Steam-Bibliothek. Diese Aussage ist zwar etwas mit Vorsicht zu genießen, wie wir weiter unten in Betrieb am PC beschreiben, aber grundsätzlich habt ihr mit der Quest 3 die größte Auswahl an Software, die es unter allen VR-Headsets gibt.

Viele der Titel aus dem Standalone-Shop für die Quest haben zwar auch wirklich nur die Qualität von Mobile-Spielen. Jedoch sind andere wirklich von guter Qualität, wie zum Beispiel der Exklusivtitel Asgard’s Wrath 2. Auch ist es bei manchen Spielen so, dass die Versionen im Quest-Store besser supportet werden als ihre Gegenstücke in Steam. Es gilt also, für jedes Spiel ein wenig zu recherchieren und im Zweifel vielleicht auch mal etwas doppelt zu kaufen. Grundsätzlich gibt es für die Quest 3 gegenüber der Valve Index aber aufgrund der genannten Punkte das größere Angebot an Software.

Kabelgebunden oder kabellos?

Die Meta Quest 3 ist ein kabelloses VR-Headset – sowohl im Standalone-Betrieb als auch (zumindest, wenn ihr nicht ein Link-Kabel benutzt) im PCVR-Betrieb. Die Valve Index hingegen ist kabelgebunden. Wie wichtig euch das ist, müsst ihr selbst wissen. Ich persönlich dachte, dass mir die Kabelgebundenheit ziemlich egal ist. Allerdings nur genau solange, bis ich zum ersten Mal kabellos unterwegs war. Wie super das ist, plötzlich kein Kabelgewirr mehr zu haben, einfach mal den Raum wechseln zu können und das VR-Headset überall hin mitnehmen zu können!

Da würden wir also sagen, das ist ein absolut klarer Vorteil der Meta Quest 3 gegenüber der Valve Index. Und um mal wieder zu sagen, wie gerne ich Eleven Table Tennis spiele: Wie toll ist es eigentlich, immer eine Tischtennisplatte mitsamt Mitspielern dabei zu haben. Und wie ich mich schon darauf freue, die Quest 3 mal mit in einen richtig großen Raum zu nehmen und dann in riesigem Stil Roomscale zu spielen. Das sind Dinge, die mit einem kabelgebundenen Headset wie der Valve Index schlicht und einfach nicht so leicht zu bewerkstelligen sind.

Tracking

Damit zusammen hängt auch das Tracking. Die Valve Index setzt auf Lighthouse-Tracking. Dabei werden mehrere Basisstationen (mindestens zwei) fest installiert. Diese Art des Trackings ist äußerst präzise und funktoniert auch im Dunkeln. Allerdings ist der Spielbereich fest definiert und lässt sich nicht einfach mal schnell ändern, sofern man die Basisstationen fest montiert hat. Demgegenüber verwendet die Meta Quest 3 sogenanntes Inside-Out-Tracking, wofür keine weitere Hardware notwendig ist. Nachteile sind etwas geringere Präzision und die Erfordernis von Licht.

Ich bin kein Profi, aber bei der Verwendung der Meta Quest 3 stelle ich bisher keine Probleme mit dem Tracking fest. Alles funktioniert wie es soll. Klar, das Licht muss an sein. Aber auch im nächtlichen Licht von zwei Energiesparlampen funktioniert das Tracking noch ohne Probleme. Und wie gesagt, man kann easy den Raum wechseln, muss nichts installieren und kann wahlweise sogar seine Hände als Eingabegerät verwenden. Das funktioniert zwar nur rudimentär, ist aber ein witziges Extra der Quest 3 gegenüber der Index.

Controller

Bei den Controllern sind wir relativ leidenschaftslos. Insgesamt gefallen uns die Controller der Index etwas besser, aber die Controller der Quest 3 sind keinesfalls schlecht. Der größte Pluspunkt der Valve-Controller ist, dass sie einen Riemen über den Handrücken haben, sodass ihr sie auch loslassen könnt und sie dann nicht herunterfallen. Das kann man für die Controller der Meta Quest 3 zwar nachrüsten, kostet aber rund weitere 50 Euro.

Das Bild zeigt die Controller der Valve Index im Vergleich zu den Controllern der Meta Quest 3.

Die weißen Controller der Meta Quest 3 sind deutlich kleiner als die schwarzen Controller der Valve Index.

Das Finger-Tracking der Index-Controller vermissen wir nicht besonders. Es kam ohnehin nicht in allzu vielen Anwendungen zum Tragen. Speziell für Half-Life: Alyx muss man sich ein wenig umgewöhnen, ist aber alles kein Problem. Pluspunkt der Index-Controller ist ein integrierter Akku, sodass sie sich über USB laden lassen. Kann man bei Meta zwar auch machen, braucht dann aber die extrem teure Ladestation.

Betrieb am PC

Wie oben erwähnt, ist ein großer Vorteil der Quest gegenüber der Index, dass neben der Steam-Bibliothek am PC auch sämtliche Standalone-Software aus dem Meta-Shop genutzt werden kann. Mit einem großen ABER in Bezug auf die Steam-Bibliothek. Das ABER ist nämlich die Latenz und das ist aus unserer Sicht der allergrößte Nachteil an der Quest gegenüber der Index, wenn ihr PC-Spieler seid. Kurz gesagt: Spiele wie Eleven Table Tennis sind für mich über PCVR auf der Quest schlicht und einfach nicht spielbar. Denn bei der präzisen Physik und der hohen Geschwindigkeit kommt es auf jede Millisekunde an.

Latenz

Zwar vermute ich, dass auch die Index über das DisplayPort-Kabel ein paar Millisekunden Latenz hat. Aber die 40 bis 50 Millisekunden, die ich per Wifi 6 im 5 GHz-Netzwerk habe, sind bei weitem mehr und vor allem (je nach Anwendung) ganz deutlich spürbar. In den nächsten Tagen werde ich noch einen Versuch mit einem extra Router mit Wifi 6e machen. Vermutlich wird aber selbst eine Latenz von 25 – 35 Millisekunden, die ich mit einem extra Router erwarte, noch deutlich spürbar sein.

Update: Durch die Verwendung eines Routers mit Wifi 6e von Asus (Link siehe unten), der direkt mit dem PC verbunden ist und an dessen 6-GHz-Wifi ausschließlich die Quest 3 angeschlossen ist, erreiche ich über Virtual Desktop eine um etwa 5-10 Millisekunden verbesserte Latenz.

Andere Spiele – wie zum Beispiel Half-Life: Alyx sind mit einer Latenz um 50 Millisekunden gut spielbar, aber reaktionsschnelle Sportspiele eben nicht. Hier solltet ihr euch also sehr gut überlegen, welche Spiele und Apps ihr auf welchem System nutzen wollt und welche ihr vielleicht sogar doppelt kaufen wollt, um sie in beiden Welten zu haben. Speziell bei Eleven Table Tennis ist es für mich ok, das Spiel auf der Quest 3 aus dem Standalone-Store zu verwenden, da es grafisch ziemlich genau gleich aussieht wie die Steam-Version, nur in diesem Fall mit der besseren Auflösung der Quest 3.

Verbindungen

Übrigens gibt es grundsätzlich vier Möglichkeiten, eine Quest 3 mit eurem PC zu verbinden:

  • Kabelgebunden über ein Link-Kabel
  • Air Link
  • Virtual Desktop
  • Steam Link

Unserer Meinung nach bietet die Kabel-Variante keinerlei Vorteile. Auch dort ist mit Latenzen und Kompressionsartefakten zu rechnen. Denn es handelt sich bei einem Link-Kabel nicht um ein DisplayPort-Kabel. Wir haben bisher vor allem Virtual Desktop und Steam Link getestet. Steam Link ist das gleiche System, das auch für Remote Play eurer Steam-Bibliothek genutzt werden kann. Da hat es für uns eigentlich immer äußerst gut funktioniert. Auch anspruchsvollte Titel wie zum Beispiel Cyberpunk 2077 konnten wir auf maximalen Einstellungen auf einem iPad spielen. Anders sah es aber in Kombination mit einer RTX 4090 mit VR-Titeln aus. Half-Life: Alyx sah über Steam Link in der Quest 3 zwar toll aus, war aber nicht perfekt spielbar, da es immer wieder zu kleinen Rucklern kam. Mal sehen, was hier der Router mit Wifi 6e bringen wird.

Größter Vorteil am Router mit Wifi 6e ist vermutlich neben dem Gewinn von einigen wenigen Millisekunden, dass man das 6 GHz-Netzwerk benutzen kann, wo in einem Mietshaus mit weniger Teilnehmern im selben Frequenzband gerechnet werden darf.

Aufwand

Der Installationsaufwand ist mit Steam Link dafür sehr gering. Die Lösung funktioniert mit wenigen Klicks. Etwas aufwändiger ist die Einrichtung von Virtual Desktop. Zudem kostet Virtual Desktop rund 20 Euro (Steam Link ist kostenlos). Trotzdem halten wir bisher den Weg über Virtual Desktop für am besten. Die Bildqulität auf Godlike ist hervorragend und die Latenzen für viele Spiele ausreichend.

Alles in Allem ist das Wifi-Setup für das Streamen der PCVR eine Wissenschaft für sich und nicht immer befriedigend. Das muss euch bewusst sein, wenn ihr euch überlegt, ob es eine Quest 3 oder eine Valve Index werden soll. Denn das Spielen von PCVR-Titeln aus eurer Steam-Bibliothek funktioniert im Gegensatz zur Meta Quest 3 mit der Index einwand- und eben latenzfrei. Wenn ihr also ausschließlich PCVR nutzen wollt und keine Lust auf das Setup und das Geldausgeben für die perfekte Streaming-Lösung habt, dann kann das wirklich ein Argument für die Index sein.

Passthrough und Mixed Reality

Im Gegensatz zur Valve Index hat die Meta Quest 3 einen brauchbaren Passthrough-Modus, der auch lsutige Mixed-Reality-Anwendungen ermöglicht. Die Qulität der durch die Außenkameras ins Innere transportierten Umgebung ist zwar recht gering. Doch wie oben erwähnt wird dadurch die räumliche Orientierung immens verbessert. Wir verwenden den Passthrough hauptsächlich dazu, in unserer Wohnung herumzulaufen und etwas zu trinken oder Ähnliches. Aber er ermöglicht eben auch Mixed-Reality-Erlebnisse. Ich persönlich bin davon nicht so unendlich begeistert, denn ich gehe ja gerade in die virtuelle Realität, um etwas Neues zu erleben. Aber ein bisschen lustig ist es natürlich schon, wenn in der eigenen Wohnung plötzlich kleine Monster herumhüpfen.

Zudem hat es in Spielen wie Racket Club oder Eleven Table Tennis auch einen praktischen Vorteil, die Mixed Reality zu verwenden, denn auf einmal sieht man, wo sich potenzielle Hindernisse befinden, bevor man mit dem Schläger volles Rohr dagegenschlägt.

Hier ist die Meta Quest 3 der Valve Index deutlich überlegen, denn mit dem VR-Headset aus dem Hause Valve ist das in dieser Form nicht möglich.

Preis und Zubehör

Die Meta Quest 3 kostet derzeit (Stand Februar 2024) rund 550 Euro, die Valve Index mit zwei Basisstationen rund 1080 Euro. Leider hat Valve den Preis des VR-Headsets über die Jahre hinweg nie reduziert, was die Quest 3 heutzutage deutlich attraktiver erscheinen lässt. Selbst, wenn ihr noch einen Router mit Wifi 6e, die Handrückenriemen, eventuell einen Elite-Riemen und ein paar Spiele doppelt bezahlt, fahrt Ihr mit der Meta Quest 3 noch günstiger.

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Für die Index ist kein weiteres Zubehör notwendig. Also vorausgesetzt, ihr habt schon einen Gaming-PC. Für die Quest 3 könnt ihr euch folgendes Zubehör überlegen:

Elite Strap (Anzeige)

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Router mit Wifi 6e (Anzeige)

Mit all diesem Zubehör wärt ihr bei rund 1000 Euro. Das heißt, immer noch rund 80 Euro unterhalb der Valve Index.

Valve Index vs. Meta Quest 3 – Fazit

Zusammengefasst möchten wir nochmal sagen, dass wir die Valve Index für ein großartiges VR-Headset halten. Der Sound, das Tracking, die Integration in Steam, das alles ist richtig gut gelungen. Und wenn euch Grafik und Kabellosigkeit recht egal sind und es euch hauptsächlich um Performance und um hochwertigen Sound geht, dann ist die Index tatsächlich immer noch eine Überlegeung wert. Highscores in Beat Saber und präzise Aufschläge in Eleven Table Tennis, das funktioniert mit der Index tiptop. Wenn euch vor allem PCVR und möglichst latetenzfreie Erlebnisse am PC wichtig sind, dann ist die Meta Quest 3 nicht das Richtige für euch. Auch, wenn ihr schnell genervt seid von matschigen Auflösungen in Titeln, die nicht für die Quest 3 optimiert sind, dann macht zum jetzigen Zeitpunkt lieber noch einen Bogen um die VR-Brille aus dem Hause Meta.

Wenn ihr aber tolle Grafik und ein extrem klares Bild wollt, unabhängig von euren Basisstationen und dem Kabel in die Abenteuer der virtuellen Realität aufbrechen wollt und wenn ihr Zugriff auf das Angebot des Standalone-Stores haben wollt, dann ist die Meta Quest 3 die absolut richtige Entscheidung. Wir wollen die Quest 3 jedenfalls nicht mehr missen und freuen uns auf die vielen tollen Geschichten, die wir mit ihr zusammen noch erleben werden. Wir hoffen, dass wir euch mit diesem Vergleich ein wenig helfen konnten.