This Bed We Made im Test: Schnüffelei im Schneegestöber

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In unserem Test zu This Bed We Made lernt ihr ein Spiel kennen, das euch mitnimmt auf eine Reise in das Kanada der 1950er-Jahre. In einem geheimnisvollen Hotel kommt ihr den mysteriösen Geschichten seiner Bewohner auf die Spur. Draußen tobt ein Schneesturm und ihr werdet immer tiefer in den Strudel der Ereignisse gezogen.

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Screenshot aus This Bed We Made

This Bed We Made lebt in hohem Maße von seiner wundervollen Atmosphäre. Das Hotel Clarington, das der Schauplatz des Spiels ist, hat einen fast schon magischen Charme. Die Stimmung wird großartig unterstützt durch das feindselige Wetter vor den Fenstern. Und nicht zuletzt punktet das Spiel durch einige tolle Rätsel.

In unserem Test zu This Bed We Made erzählen wir euch, um was es in dem Spiel überhaupt geht, was die einzelnen Spielmechaniken sind und ob es sich für euch lohnt, das Spiel zu kaufen.

Inhalt

Die Geschichte

In This Bed We Made übernehmen wir die Rolle von Sophie. Sie ist ein Zimmermädchen im Hotel Clarington, das sich im kanadischen Montreal der 1950er-Jahre befindet. Es ist kalt, draußen wütet ein winterliches Unwetter. Zunächst gehen wir unseren täglichen Aufgaben nach, wischen hier einen Spiegel ab, machen da ein Bett und entsorgen dort ein bisschen liegen gebliebenen Müll der Hotelgäste.

Sophie ist ziemlich (um nicht zu sagen: extrem) neugierig und schaut auch gerne mal in das Gepäck und die Schränke der Gäste hinein, während sie ihrer Arbeit nachgeht. Als ich den Test des Spiels anfange, bin ich davon auch direkt ein wenig genervt. Aber ok, man gewöhnt sich daran.

Sie hört zu Beginn des Spielverlaufs mit an, wie anderes Personal über sie tuschelt – und so erfahren wir schnell, dass sie im Team eher als Außenseiterin gilt, als stille Beobachterin der Ereignisse. Auf Knopfdruck können wir Sophies Gedanken zu diesem oder jenen hören. So kommen wir auch schnell dahinter, dass die familiären Verhältnisse Sophies nicht ganz einfach sind und sehen ihr die Neugierde ein wenig nach.

Zur Rezeptionistin Beth hat Sophie ein gutes Verhältnis. Es knistert. Und so kommt es dann auch, dass wir in ihr eine Verbündete finden, als langsam klar wird, dass im Hotel Clarington einige sonderbare Dinge vor sich gehen. Denn als Sohie eines Tages das Zimmer eines geheimnisvollen Mannes sauber macht, entdeckt sie, dass sich dieser in seinem Badezimmer eine Dunkelkammer eingerichtet hat. Und in dieser Dunkelkammer finden wir Fotografien von Sophie selbst. In einer Mischung aus Neugierde und Angst beschließen wir alsdann, dass wir herausfinden wollen, was es mit den Fotografien auf sich hat, wer der Mann ist und wie er in Verbindung zu den anderen Hotelgästen steht.

Das Spielprinzip

Wir steuern Sophie in Third-Person-Perspektive durch das Hotel. Dabei können wir weder rennen noch hüpfen noch sonstwas. Einzig und allein können wir mit den Objekten, die wir im Hotel finden, interagieren. In der Regel stehen uns die Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung, etwas sauber zu machen, etwas wegzuwerfen, etwas zu untersuchen und etwas zu öffnen. Sobald wir etwas genauer untersuchen, gibt es je nach Objekt noch ein paar weitere Interaktionsmöglichkeiten, die zum Lösen einzelner Rätsel notwendig sind.

So müssen wir zum Beispiel zerrissene Papierschnipsel wieder zusammenpuzzlen oder die Symbole eines Geheimcodes entschlüsseln. Das Knacken der Rätsel geht leicht von der Hand und macht viel Freude. Der Schwierigkeitsgrad ist insgesamt recht gering.

Durch das Hotel können wir uns so semi-frei bewegen. Zwar können wir in unterscheidlichen Stockwerken herumlaufen und zwischen diesen mit dem Lift des Hotels wechseln. Jedoch lässt sich der Lift nur dann bedienen, wenn es gerade zu unseren neuesten Erkenntnissen passt. Das heißt, der Ablauf von This Bed We Made ist recht linear, was uns bei Spielen dieser Art aber grundsätzlich ganz gut gefällt und was auch dafür sorgt, dass wir uns selten verzetteln.

Das Bild zeigt einen Screenshot aus This Bed We Made mit einem Schneesturm vor dem Fenster.

Screenshot von einem Zimmer im Hotel Clarington

Während unserer Detektivinnenarbeit begegnen wir immer wieder anderen Personen, mit denen wir Dialoge führen können (müssen). In der Regel stehen verschiedene Dialogoptionen zur Verfügung, die den Gesprächsverlauf aber nur geringfügig beeinflussen.

Die Zusammenhänge dessen, was im Hotel geschieht, klären wir auf, indem wir die richtigen Gegenstände finden, Texte entziffern und mit den richtigen Personen sprechen oder telefonieren. Inventar, Notizbuch und ein Log, das wie ein minimalistisches Quest-Log erscheint, werden vollautomatisch gepflegt und helfen uns dabei, den Überblick zu bewahren. Das System ist ziemlich gut gelungen und trägt sehr stark zum positiven Gesamteindruck bei.

Die Präsentation von This Bed We Made

This Bed We Made zeigt sich im Test als ein richtig schönes Spiel. Zwar ist die Grafik technisch vergleichsweise einfach. Das Hotel und die Inneneinrichtung mit all ihren Detail sind aber dermaßen gut gestaltet, dass einem die Atmosphäre direkt ins Gesicht springt. Beleuchtung, Mobiliar und Innenarchitektur sind genial und wir lieben es, durch die Zimmer zu gehen, die Bilder an den Wänden zu betrachten oder die Flure auf und ab zu gehen.

Der Screenshot aus dem Spiel This Bed We Made zeigt ein Zimmer des Hotels, in dem es spielt.

Screenshot von Sophie, wie sie Detektiv spielt

Die eigentümliche Stimmung im Hotel wird enorm bereichert vom Schneesturm, der durch die Fenster hindurch zu sehen ist. Gemütlich und geheimnisvoll lässt er das Innere des rätselhaften Gebäudes erscheinen und unheilvoll die Dinge, die den Menschen darin noch widerfahren werden.

Die englische Sprachausgabe ist super umgesetzt, die Dialoge sind vollständig vertont. Toll ist, dass wir auf Knopfdruck stets an der Gedankenwelt Sophies teilhaben dürfen. Heißt: Wir drücken den Knopf und Sophie murmelt vor sich hin, was sie gerade denkt. Auch das st vollständig vertont. Das unterstützt den Verlauf der Handlung und verstärkt die dichte Atmosphäre.

Im Bild ist der Schauplatz von This Bed We Made zu sehen - das Hotel Clarington

Screenshot von Sophie, wie sie das Hotel Clarington betritt

Die Gestaltung der Menüs ist sehr übersichtlich, jederzeit können wir abrufen, wie viele Prozent des Spielverlaufs wir schon hinter uns haben. Eine Übersichtskarte gibt es nicht. Aber da der Umfang des begehbaren Areals nicht sonderlich groß ist, brauchen wir diese auch nicht.

So schlägt sich das Spiel im Test

Ich fang mal mit dem an, was uns an This Bed We Made nicht so gut gefallen hat.

Punkt 1: das Schubladenöffnen. Es fühlt sich wie Arbeit an. Im Clarington-Hotel gibt es Unmengen an Schubladen. In Nachttischen, Kommoden, Sideboards. Überall lauern sie und fressen Zeit und Nerven. Selten ist in den Schubladen etwas zu finden, das für den Fortlauf der Handlung wichtig ist. Aber weil man das ja vorher nicht weiß und weil man auch gar nicht mehr ruhig schlafen kann, wenn man nicht überall hineingeschaut hat, muss man jede einzelne davon öffnen.

Und damit nicht genug, da man ja auch noch das Zimmermädchen ist und für Ordnung sorgen soll, kann man natürlich auch nicht ruhig schlafen, wenn man sie nicht wieder zu macht. Darüber hinaus habe ich ein permanentes Unwohlsein, dass mich jemand beim Herumschnüfflen erwischt. Und wie sähe es aus, wenn da alle Schubladen offen stehen. Ganz ehrlich, nach dem Test von This Bed We Made habe ich so richtig genug von Schubladen.

Offizieller Trailer von This Bed We Made

Ungewöhnliches Thema

Punkt 2: die Thematik der Handlung. Ich gestehe: Sie fesselt mich nicht besonders. Ich halte es für gut und sinnvoll, dass ein Videospiel sich dieser Sache annimmt. Das Anliegen ist in Videospielen unterrepräsentiert und hat eine besondere Berechtigung, wie ich finde. Das ist frischer Wind zwischen all den Krisengebieten, Serienmördern und bösen Zauberern. Ich mag es auch, wenn Videospiele historische und problematische Themengebiete anfassen. Aber speziell das, was This Bed We Made näher beleuchtet, ist einfach kein Thema, für das ich brenne, mit dem ich mich intensiver beschäftige. Für mich ist klar: Jeder Mensch, jede Liebe – egal, zu welchem anderen Menschen – ist gleich viel wert.

Ich bemerke beim Testen immer wieder, dass mir eigentlich relativ egal ist, was in This Bed We Made passiert. Zum Glück tut das der insgesamt hohen Qualität des Spiels keinen großen Abbruch. Und wenn ihr euch für die Thematik begeistern könnt, dann könnt ihr euch umso mehr auf das Erlebnis freuen. Dazu sei gesagt: Im letzten Drittel nimmt die Handlung an Fahrt auf. Das Ende der Geschichte finde ich richtig gut erzählt und ganz wunderbar präsentiert. Der Sprung ins Verhörzimmer, die altmodische Haltung der Polizisten, lassen Sophies eigenmächtige Untersuchungen auf einmal in einem anderen, einem wohlwollenderen Lichte erscheinen. Und hat eine Geschichte ein gutes Ende, dann bin ich zumeist recht versöhnt mit ihren Schwächen und Längen.

Ein Screenshot aus dem Spiel This Bed We Made, der den Keller des Hotels zeigt, das Schauplatz des Spiels ist.

Screenshot aus dem Aufzug des Hotels

Ansonsten macht This Bed We Made im Test einen richtig guten Eindruck. Die Rätsel sind zwar nicht besonders schwierig, aber sie sind sehr unterhaltsam. Man kann puzzlen (im wahrsten Sinne des Wortes), Geheimbotschaften entziffern, bestimmte Gegenstände suchen und dabei in den Genuss der toll gestalteten Locations kommen. Ich denke auch, das ist das wirklich Schönste am Spiel: die tolle Atmosphäre im Hotel Clarington vor dem Hintergrund des gewaltigen Schneesturms. Während wir zusammen mit Sophie immer tiefer in die Geschehnisse um die einzelnen Hotelgäste eintauchen, können wir es uns vor unserem PC so richtig gemütlich machen und die Welt um uns herum vergessen.

Das Spiel gibt es übrigens nur auf Englisch und auf Französisch. Das betrifft sowohl die Sprachausgabe als auch die Untertitel. Mit Untertiteln ist This Bed We Made jedoch gut verständlich, wenn man eine der Sprachen einigermaßen beherrscht. Die Sätze und die Zusammenhänge sind relativ einfach beschrieben und die absolute Menge an Text ist auch recht überschaubar.

Zudem werden alle Schriftstücke, die man im Verlauf des Spiels findet, in einem Notizbuch mitgeschrieben, sodass man sie jederzeit in aller Ruhe nochmal lesen kann und sie notfalls auch in Ruhe übersetzen kann.

Umfang

Eine Bemerkung noch zum Umfang des Spiels: Um This Bed We Made durchzuspielen, haben wir ungefähr fünf Stunden benötigt. Das ist natürlich nicht besonders viel, zumal der Preis bei rund 25 Euro liegt. Ich persönlich finde das nicht schlimm. Viel wichtiger als ein riesiger Umfang sind mir eine gut erzählte Geschichte und ein dichtes Spielerlebnis. Beides liefert das Spiel ab. Außerdem habe ich gefühlt nie Zeit und hasse es, Spiele nicht zu Ende zu spielen.

Insofern: Fünf Stunden sind eine angenehme Spielzeit und jeder Kinofilm schlägt beim Preis pro Stunde stärker zu Buche. Aber das muss jeder von euch selbst entscheiden, ob ihm der Vollpreis für diesen Umfang zu viel ist oder nicht.

Test-Fazit zu This Bed We Made

Sophies Geschichte in This Bed We Made ist ein schönes Beispiel für eine gut präsentierte Detektivgeschichte, die sich noch dazu einem ernsten Anliegen widmet. Ohne spektakulär zu sein, holt uns das Spiel mit seiner dichten Atmosphäre, seiner wunderschönen Kulisse und einer spannenden Handlung ab. So eignet sich das Abenteuer hervorragend für ein bis zwei gemütliche Spielabende. Am besten dann, wenn es draußen dunkel und kalt ist.

Wir empfehlen das Spiel allen, die gerne Rätsel lösen, ohne dabei besonders stark unter Druck gesetzt zu werden. Wenn ihr auf extrem anspruchsvolle Rätsel steht, könnte euch das Spiel allerdings zu leicht sein. Gut geschriebene Charaktere und eine tolle Vertonung runden das Erlebnis ab, solange ihr einigermaßen in Englisch oder Französisch bewandert seid.

Test-Wertung

Getestetes Spiel:This Bed We Made
Zusammenfassung:This Bed We Made ist ein spannendes Detektiv-Abenteuer in einem geheimnisvollen Hotel mit nicht allzu herausfordernden Rätseln.
Autor:Simon Rucker
Bewertung:4 (von 5)

Weitere Informationen zu This Bed We Made

Veröffentlichungsdatum: 01. November 2023
Entwickler: Lowbirth Games aus Kanada
Publisher: Lowbirth Games aus Kanada
Genre: Rätsel-Adventure
Spielzeit: ungefähr 5 Stunden
Link zum Spiel bei Steam