American Arcadia im Test: Auf der Flucht
Mit American Arcadia legt das spanische Studio Out of the Blue Games in unserem Test einen heißen Kandidaten für den besten Puzzle-Platformer des Jahres vor.

Foto: Out of the Blue Games
Einigen von euch dürfte das spanische Studio Out of the Blue Games schon bekannt sein, haben sie doch im Jahr 2020 mit Call of the Sea einen Rätsel-Adventure-Hit gelandet. Jetzt, knapp drei Jahre später haben wir mit American Arcadia ein weiteres richtig tolles Spiel vorliegen. In unserem Test klären wir euch darüber auf, was das Spiel so besonders macht, für wen es geeignet ist und mit welchen anderen Titeln es vergleichbar ist.
Inhalt
- Die Geschichte
- Das Spielprinzip
- Der Star: die Welt
- So schlägt sich das Spiel im Test
- Test-Fazit zu American Arcadia
- Test-Wertung
- Weitere Informationen zu American Arcadia
Die Geschichte
In den Berichten über American Arcadia lese ich immer wieder, dass die darin erzählte Geschichte an die Geschichte des 1998 erschienenen Films The Truman Show erinnert. Ich kann über den Film leider nicht viel sagen, denn ich bin dabei eingeschlafen. Eventuell wäre American Arcadia ein guter Anlass, einen neuen Versuch zu starten, denn so viel sei verraten: Die Ausgangssituation der Handlung ist sehr spannend. Als Protagonist Trevor stellt ihr nämlich fest, dass euer Leben eine Lüge ist. Statt in der Realität, lebt ihr in der konstruierten Stadt Arcadia, die einzig und allein als Inhalt für eine TV-Show dient.
Und mit dieser Erkenntnis ist noch nicht die Fahnenstange des Unheils erreicht: Da Trevor der langweiligste (heißt: der beim Publikum am wenigsten beliebte) Bewohner der Stadt bzw. der Show ist, soll er aussortiert werden. Und aussortiert zu werden, das heißt in Arcadia gar nichts Gutes.
Um seinem Schicksal zu entkommen, wagt Trevor also die Flucht aus Arcadia. Unterstützung findet er dabei in Form der mysteriösen Angela. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, denn American Arcadia entfaltet seinen Reiz insbesondere durch seine aufregende Geschichte. Während ihr Trevor auf seiner turbulenten Flucht begleitet, findet ihr nämlich nach und nach die Geschichte von Arcadia, seinen Bewohnern und dem zuständigen Sicherheitsapparat heraus. Und ihr lernt das Geheimnis der Arcadia Six kennen.
Und diese Geschichte kann als interessante Parabel auf unsere moderne Gesellschaft verstanden werden. Wie genau ihr Trevor (und auch Angela) in American Arcadia steuert und wie sich das Spielprinzip in unserem Test schlägt, das erfahrt ihr im nächsten Abschnitt.
Das Spielprinzip
American Arcadia ist in erster Linie ein Puzzle-Platformer. Es erinnert mich stellenweise sehr an das 2011 erschienene Limbo von Playdead. Soll heißen: Die Jump-and-run-Elemente sind nicht besonders schwierig zu meistern und American Arcadia ist eher ein Platformer-Walking-Simulator. Das ist aber durchaus positiv zu verstehen. Denn wirkliche Begeisterung löst in unserem Test die Spielwelt von American Arcadia aus. Und deshalb bereitet es äußerst viel Vergnügen, durch Arcadia zu spazieren.
Spielerisch kniffliger wird es bei den Rätselpassagen. Da müssen Kisten verschoben, Wege gefunden und allerlei Maschinen bedient werden. Und das ist der Clou am Spielprinzip. Sobald Angela aktiv wird und Trevor bei seiner Flucht unterstützt, wechselt ihr entweder in eine Kamera-Ansicht, aus der heraus ihr Apparate bedienen könnt, Aufzüge anhalten, Lichter ein- und ausschalten oder die Richtung von Rollbändern ändern. Und damit nicht genug, in manchen Episoden könnt ihr Angela aus der First-Person-Perspektive steuern. Dann müsst ihr zum Beispiel einen Weg durch ein Labyrinth finden oder euch Zugang zu verschlossenen Bereichen verschaffen.
Das Gameplay wird durch diese Passagen enorm abwechslungsreich. Und trotzdem wirkt alles wie aus einem Guss. Was uns im Test von American Arcadia richtig gut gefällt, sind die Kommunikation zwischen Trevor und Angela und die Geräuschkulisse des Spiels. Während wir durch die bunte Welt rennen, werden wir von Dialogen, den Stimmen aus der Umgebung und allerlei Ereignissen bestens unterhalten.
Der Star: die Welt
Apropos Welt: Der heimliche Star von American Arcadia ist die Welt, in der es spielt. Die Umgebung ist einfach fantastisch und sehr liebevoll gestaltet. Arcadia ist eine Retrostadt der Siebzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts. Und die Szenerie ist einfach großartig. Während wir auf der Flucht sind, führt uns unser Weg durch Einkaufszentren, Bürogebäude, einen Bahnhof, nächtliche Waldpassagen, über Dächer, durch Tunnel und immer wieder hinter die Kulissen der konstruierten Stadt. Die Farben sind prächtig, die Architektur vielfältig, alles ist bunt und überall gibt es etwas zu entdecken.
Deshalb ist es auch nicht so schlimm, dass manche der Passagen nach dem Trial-and-Error-Prinzip funktionieren und ihr beim ersten Versuch eigentlich gar keine Chance habt. Häufig müsst ihr – insbesondere im späteren Spielverlauf – in rascher Geschwindigkeit Kameras, Apparate und gleichzeitig Trevor steuern. Solange ihr diese Abschnitte aber als Lösen eines Rätsels betrachtet, sind sie nicht besonders frustrierend, zumal die Checkpoints in der Regel sehr fair gesetzt sind.
Und ich kann sagen: Auch wenn ich einige Abschnitte ein paar Mal wiederholen musste, langweilig ist mir dabei dank der toll gestalteten Spielwelt von American Arcadia nicht geworden. Die nächtliche Aussicht aus Angelas Apartment heraus über Arcadia oder die riesige bunte Shopping Mall sind echte Highlights der Spielgestaltung.
So schlägt sich das Spiel im Test
Um es vorwegzunehmen: Uns hat American Arcadia im Test richtig gut gefallen. Die Story ist interessant und wir fiebern von Anfang an mit Trevor mit. Die Spielwelt ist extrem stimmungsvoll umgesetzt und dank einer cleveren Kombination von Spielmechaniken bietet Trevors Abenteuer mehr als genug Spieltiefe, um uns durch das ganze Spiel hinweg bei Laune zu halten.
Offizieller Trailer von American Arcadia
Ein paar wenige Kritikpunkte gibt es aber trotzdem. Während das Spielgeschehen scharf und flüssig abläuft, wirken die zahlreichen kurzen Zwischensequenzen teilweise etwas unscharf. Das ist aber nicht weiter schlimm, insgesamt ist die Optik sehr stimmungsvoll und in sich völlig schlüssig. Die Stadt ist toll gestaltet, der Retro-Look funktioniert absolut perfekt.
Bei den 3D-Abschnitten, in denen wir Angela aus der First-Person-Perspektive (vorzugsweise mit einem Controller) steuern, bekommen wir leichte Anflüge von Motion Sickness. Überhaupt nicht schlimm, aber doch etwas merkwürdig. Das tut dem Spielspaß jedoch keinen Abbruch.
Da wir hier für Erwachsene schreiben: Die Story von American Arcadia bietet trotz des häufig lockeren Tons keine nennenswerten Cringe-Momente, darüber freuen wir uns im Test. Sehr cool umgesetzt ist die Late-Night-Show-Atmosphäre einzelner Sequenzen, das weckt ein wenig Erinnerungen an das großartige Alan Wake 2.
Eine gewisse Dramatik hat das Scheitern von Trevor, wenn ihm die Flucht (dank euch) nicht gelingt. Auch wenn auf Gewalteffekte nahezu komplett verzichtet wird, finde ich das Rauschen der Verfolgerdrohnen und die rasche Geschwindigkeit von Trevors Ableben vor dem Hintergrund der liebenswerten Spielwelt richtig unheimlich. Der Weg zum letzten Checkpoint ist dann aber zum Glück meistens nicht allzu weit. Und wer weiß, vielleicht schafft ihr es ja, Trevors Flucht zum Erfolg zu verhelfen. Übrigens auch sehr cool: Der Charakter des Sicherheitschefs von Arcadia ist sehr gelungen.
Test-Fazit zu American Arcadia
Besonders die wunderschöne Spielwelt und das abwechslungsreiche Spielprinzip machen American Arcadia zu einem rundum gelungenen Puzzle-Platformer. Die Geschwindigkeit von Gameplay und Storytelling ist nahezu perfekt und wird euch einige Stunden gut unterhalten.
Für einen Preis von knapp 20 € könnt ihr mit dem Spiel eigentlich nichts falsch machen, sofern ihr das Genre mögt. Und auch, wenn ihr mit dem Genre normalerweise nicht so viel anfangen könnt, lohnt sich ein Blick wegen der wirklich gut gelungenen Umsetzung trotzdem. Von uns gibt es jedenfalls eine klare Empfehlung.
Test-Wertung
Getestetes Spiel: | American Arcadia |
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Zusammenfassung: | Toller Puzzle-Platformer mit großartigem Art-Design vor wunderschöner Kulisse. |
Autor: | Simon Rucker |
Bewertung: | 4,5 (von 5) |
Weitere Informationen zu American Arcadia
Veröffentlichungsdatum: 28. September 2023
Entwickler: Out of the Blue Games aus Spanien
Publisher: Raw Fury aus Schweden
Genre: Rätsel-Platformer
Spielzeit: ungefähr 7 bis 9 Stunden
Link zum Spiel bei Steam